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vom 04.10.2017 - Autorin: "Sanny"

Ich lebe in einer Gemeinde von Menschen, die größtenteils an Jesus Christus als ihren Herrn und Erlöser glauben und für die die „Wahrheit“ der Heiligen Schrift, wie sie sie verstehen, maßgebliches Fundament ihres Lebens ist. Ich habe durch ebensolche Christen vor mehreren Jahrzehnten angefangen, einen Weg mit Gott zu gehen, und doch hat sich mein Glaube in diesen Jahren inzwischen so entwickelt, dass ich mich in meiner Gemeinde nicht immer traue, offen zu sagen, was ich glaube.

Nicht, weil ich mich schämen würde oder weil ich Angst hätte, was andere über mich denken könnten … sondern weil ich Hoffnung habe, von innen heraus eine Stimme mit mehr Gewicht unter ihnen zu sein. Ich weiß, dass viele mich als „ungläubig“ abtun würden, wenn sie meinen Glauben besser kennen würden, und in dem Moment könnte ich ihnen nichts mehr sagen. Sie würden ihre Ohren und Herzen vor mir verschließen, denn ihre Bibel sagt ihnen das. Wenn ich aber versuche, innerhalb ihres Denkhorizontes für mehr Barmherzigkeit und Liebe zu plädieren, gibt es zumindest einige, die mir wenigstens zuhören. Denn an sich ist die Liebe ja schon als Sprengstoff in ihrem fundamentalistischen Glaubensweltbild mit enthalten…


Ich weiß, dass viele mich als „ungläubig“ abtun würden, wenn sie meinen Glauben besser kennen würden, und in dem Moment könnte ich ihnen nichts mehr sagen.


Wenn ich mich auf Facebook umgucke, gibt es sowohl unter den „fundamentalistischen“ wie unter den „unfundamentalistischen“ Christen eine Menge Abgrenzung gegeneinander, die mich traurig macht. Es gibt Argumentationsketten auf beiden Seiten, die ich schon in- und auswendig kenne und die mich ermüden, weil es auf beiden Seiten keinen Ausweg und kein Aufeinanderzu zu geben scheint.

Ich frage mich, ob ich als Christ, der aus einem fundamentalistischen Glauben stammt, aber daraus ausgebrochen ist, nun automatisch betonen muss, wie frei ich bin, und ob ich wie früher voll missionarischen Eifers meine fundamentalistischen Glaubensgeschwister zum „wahren Glauben“ (nämlich dem unfundamentalistischen) bekehren muss? Warum gehe ich nicht einfach, lasse ihnen ihren Glauben und lebe so, wie ich Nachfolge Jesu verstehe?


Warum gehe ich nicht einfach, lasse ihnen ihren Glauben und lebe so, wie ich Nachfolge Jesu verstehe?


Sehne ich mich doch zurück nach dem Paradies des „einfachen“ Schwarz-Weiß-Glaubens, das ich verloren habe, als das Leben mir seine Grauschattierungen und sein buntes Mosaik präsentierte? Tut es mir weh um die Menschen, die an den Folgen eines solchen Glaubens zu zerbrechen drohen, wenn sie unfassbares Leid durchmachen (vor dem sie kein guter Gott und kein Gebet bewahrt), oder wenn sie verurteilt und ausgegrenzt werden als „Sünder“ (weil sie Dinge tun, die laut Bibel Gott ein „Gräuel“ sind, oder weil sie einfach merken, dass manches nicht so „einfach“ ist, wie es immer gesagt wurde)? Oder tut es mir weh um die Menschen, die wie gefangen in ihrer eigenen Angst wirken und meinen, sie müssten bestimmte Regeln befolgen, damit sie eine Sicherheit und Garantie für ihr Leben haben, anstatt sich auf den freien, lebendigen Gott einzulassen, der nicht zähmbar ist, aber voller Liebe?

Ich merke, dass ich Sicherheiten verloren habe, was „wahr“ ist im Sinne von „faktisch richtig“. Dafür ist im Lauf meines Lebens die Sicherheit gewachsen, dass es einen gibt, der „wahrhaftig“ ist im Sinne von „treu“ und „beständig“. Vielleicht ist mein Weg mit diesem „Ich bin“ (Jahweh) und dem „Gott mit uns“ (Immanuel) der einzige Fixpunkt meines Glaubens … gibt mir der in der Bibel festgehaltene Weg dieses Gottes mit uns Menschen Hoffnung und Orientierung für ein Leben aus der Liebe heraus … spüre und ahne ich mehr, als ich es weiß, dass es bei diesem Weg Gottes um viel mehr geht als nur um mein kleines Ich, und gleichzeitig dieses kleine Ich unendlich wichtig und wertvoll und einzigartig im Gesamt ist … bin ich voller Sehnsucht, lieben zu können, und voller Erfüllung, geliebt zu sein … ersehne ich eine Einheit, die alles andere als Gleichmacherei ist, sondern vielmehr Vereinigung scheinbarer Gegensätze in dem Einen, der alles Denkbare weit übersteigt …


eine Einheit, die alles andere als Gleichmacherei ist, sondern vielmehr Vereinigung scheinbarer Gegensätze in dem Einen, der alles Denkbare weit übersteigt


Manchmal, wenn sich der fundamentalistische Glaube meiner Vergangenheit in mir regt, taucht auch in mir die Angst auf, ich könnte vom „rechten Weg“ abgekommen sein. Dann halte ich mich fest an Gottes „Fürchte dich nicht“, das er uns so oft zuspricht, und Jesu Versprechen, dass Gottes vollkommene Liebe die Furcht in uns austreibt. Dann ahne ich, dass wir alle auf dem Weg sind – und Gott mit uns.

 

 


Über "Sanny"

Unsere Autorin, die unter dem Pseydonym "Sanny" schreibt, möchte aus Gründen, die ihr in ihrem Beitrag "Eine Momentaufnahme meines Weges" erfahren könnt, nicht namentlich genannt werden ;)

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